Die Flüchtlinge verteidigen ihren Rummelsberger Fußball-Titel

Überzeugender Durchmarsch zur erfolgreichen Titelverteidigung

Wenn man sich die Siegerliste der Rummelsberger Hallen-Fußballmeisterschaft so ansieht, fällt auf, dass es nur wenige Teams bislang geschafft haben, ihren Titel im Folgejahr erfolgreich zu verteidigen. Derlei Statistiken freilich interessieren die jungen unbegleiteten Flüchtlinge kaum, sie haben im Leben ganz andere Probleme, sind aus fernen Krisengebieten ohne Eltern, Geschwister oder sonstige Verwandte hierher geflohen und wissen noch nicht einmal, wie lange sie hier bleiben dürfen, ehe sie möglicherweise von der Vergangenheit wieder eingeholt werden. Da ist Fußball einfach eine willkommene Ablenkung und jedes dabei noch erzielte Erfolgserlebnis Balsam auf die geschundene Seele. Und wer denkt, die den Kriegswirren entflohenen Jugendlichen benähmen sich auf dem Platz aggressiv, der reibt sich beim Zuschauen verwundert die Augen. Schnell, unglaublich wendig und technisch beschlagen präsentieren sie sich, aber jederzeit fair. Letztes Jahr standen sie bei ihrer Premiere gleich mit beiden Teams im Finale, diesmal konnten ebenfalls überzeugende Oberasbacher eine Wiederholung gerade so im Neunmeterschießen verhindern. Zu diesem Zeitpunkt hatte das andere Flüchtlingsteam durch einen Sieg über die durchaus starke PTI das Finale längst erreicht.

Doch der Reihe nach: in der starken Vorrundengruppe A spazierte das schon erwähnte Flüchtlingsteam SALAM 1 unangefochten durch, erzielte dabei unter anderem ein herrliches Fallrückziehertor und wies am Ende bei der Maximalpunktzahl von 12 ein Torverhältnis vom 21:1 auf. Am ehesten das Team Oberasbach 1 konnte da noch mithalten, belegte in dieser Gruppe Platz 2 vor dem Zirndorfer Flüchtlingsteam Muhajerin 2, der gastgebenden EKSG und dem Team BSA Rummelsberg. Das zweite Team der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, SALAM 2, wiederum dominierte die andere Vorrundengruppe (bei 12 Punkten 8:0 Tore). Knapp wurde der Kampf um den zum Halbfinale berechtigenden zweiten Gruppenplatz, letztlich hatte die PTI dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Oberasbach 2 die Nase vorne. Das Nachsehen in dieser Gruppe hatten bbs Nürnberg und Muhajerin 1.

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Nachdem SALAM 1 im ersten Halbfinale der PTI mit 4:1 das Nachsehen gab, fehlten SALAM 2 ungefähr 20 Sekunden zum Erreichen des "Bruderduells" im Finale. Dann brachte das ebenso sehr faire Team aus Oberasbach ihnen das erste Turnier-Gegentor bei, gleichbedeutend mit Neun-Meter-Schießen, das die Kicker aus dem Fürther Landkreis dann deutlich für sich entschieden. SALAM 2 tröstete sich mit dem dritten Platz (3:1 gegen PTI). Im Finale dann schien alles entschieden, als der Titelverteidiger auf 3:0 davonzog. War es das Aufbäumen der Oberasbacher oder doch leichte Nachlässigkeiten im Gefühl des sicheren Sieges? Jedenfalls kam Oberasbach überraschenderweise noch auf 2:3 heran, doch zu mehr reichte es dann nicht mehr. Der verdiente Sieger eines insgesamt fairen und stimmungsvollen Turniers hieß wieder SALAM 1. Man darf gespannt sein, ob aus den Jungs mit so unterschiedlicher Herkunft und doch so gleichem Schicksal ein Seriensieger werden wird.

Autor: Klaus Feitl